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die Krankheit der Keaou Lẅan herbeigeführt hatte. Als aber dieser ihren Puls gefühlt hatte und ihr seitdem erlaubt war, durch den Garten nach Belieben zu schweifen, in Begleitung von Leuten, denen sie ihr unbegrenztes Vertrauen schenken konnte, fühlte sie sich so gestärkt, dass ihr Unwohlbefinden fast in einem Moment wich; sie ging jetzt beständig nach dem Pavillon in den Garten, wo sie Tingchang häufig sah. Sie spazierten neben einander, sie sassen neben einander, und manchmal besuchte sie ihn auf eine Tasse Thee bei seinen Studien, bis sie endlich nach und nach die strenge Kette, welche Gesetz und Sitte zwischen die Geschlechter in China[1] legt, brachen, Seite an Seite sassen, einander die Hände drückten und unzählige, aber wohl bisher noch unschuldige Beweise der brennendsten Liebe gaben.

Tingchang nahm zuletzt die Gelegenheit wahr und beschwor sie, ihm nur einen Augenblick in dem süssduftenden Zimmer zu gewähren.

Keaou Lẅan warf einen verstohlenen Blick auf den Ort, wo ihre Tante Tsaou stand und antwortete mit bangem Flüstern: „Der Schlüssel ist in ihrem Besitz, mein Bruder muss sie selbst darum bitten.“ Tingchang verstand sogleich ihre Meinung, kaufte nächsten Tag zwei Stück der feinsten Seidenzeuge und ein Paar goldene Armspangen, und beauftragte Minghea, die Geschenke


  1. So streng ist in China die Sitte, dass einem Manne nicht einmal erlaubt ist, einen Brief einem Mädchen selbst einzuhändigen. Er muss ihn auf einen Tisch oder Stuhl legen, und sie ersuchen, ihn wegzunehmen. Das Händedrücken à l’anglaise ist dort ein Gräuel.
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unbekannt, Adolf Böttger (Übersetzer): Die blutige Rache einer jungen Frau. Wilhelm Jurany, Leipzig 1847, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_blutige_Rache_einer_jungen_Frau.djvu/039&oldid=- (Version vom 31.7.2018)