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Und Deine reizenden Verse sing ich mir nur in meinen Träumen vor! –

In diesem Leben können wir nur platonisch Bruder und Schwester sein.

So bleib ich bis zum Tode, wo wir uns mit der heissesten Leidenschaft lieben werden! –“

Nachdem Tingchang den Brief durchgelesen hatte, jubelte und seufzte er abwechselnd; aber als er an die Stelle kam: „In diesem Leben können wir nur platonisch Bruder und Schwester sein,“ fasste er plötzlich einen Plan. „Ei!“ rief er aus, „ehe noch Changkungs Heirath mit Fräulein Tsuy[1] zu Stande kam, hatten sie, wie man erzählt, ja auch eine geheime Liebschaft als Bruder und Schwester! Nun hat Mutter Wang ja den nämlichen Familiennamen, wie ich selbst (nämlich Chow), warum soll ich sie nicht besuchen und bitten, meine Adoptivtante[2] zu werden. – Ich könnte dann als ein Verwandter der Familie kommen und gehen und daraus den besten Vortheil ziehen!“

Nachdem er diesen Plan gemacht hatte, bediente er sich eines falschen Vorwands bei seinem Vater, indem er sagte, dass der Raum des Collegiums zu eingeschränkt und begrenzt wäre, dass die Schüler dort fortwährend so lärmten, kurz, dass er den hinteren Garten der Militärstation nöthig habe, wenn er seine Studien vollenden wolle.


  1. S. Note h. zu Ende.
  2. Ein sehr häufiger Fall in China.
Empfohlene Zitierweise:
unbekannt, Adolf Böttger (Übersetzer): Die blutige Rache einer jungen Frau. Wilhelm Jurany, Leipzig 1847, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_blutige_Rache_einer_jungen_Frau.djvu/033&oldid=- (Version vom 31.7.2018)