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Lẅan war etwa achtzehn Jahr alt, Fung etwa zwei Jahre jünger. Fung war ausser dem Hause erzogen worden, und da sie in ihrer Kindheit schon einem Vetter mütterlicher Seite verlobt war, so stand Lẅan ganz allein, ohne irgend Jemand zur Ehe versprochen zu sein.

Kapitain Wang hatte sein jetziges Weib, Frau Chow, nach dem Tode seines ersten Weibes geheirathet und Frau Chow besass eine ältere Schwester, die in die Familie Tsaou heirathete, jetzt aber als sehr arme Witwe in das Haus ihrer Schwester als Begleiterin ihrer Nichte Keaou Lẅan genommen worden war, und von der ganzen Familie nicht anders als Tante Tsaou genannt wurde. Lẅan hatte von Kindheit an eifrig in Büchern und Historieen gelesen, sie verstand die Feder zu führen und mit classischer Feinheit zu schreiben. Da sie überhaupt die Lieblingstochter war, so hatte man die grösste Sorgfalt bei der Wahl eines Lebensgefährten für sie im Auge; dies war der Grund, weshalb sie, ob wohl schon völlig mannbar, noch nicht verlobt war. Oft pflegte sie zu seufzen, wenn sie in dem reinen Abendwinde stand, oder dem klaren Monde die eisige Kälte der Keuschheit zu klagen, zu der sie bestimmt schien. Tante Tsaou stand auf vertrautem Fusse mit ihr und kannte die Gefühle ihres Herzens, aber ausser ihrer Tante ahnte keine Seele, selbst ihre Eltern nicht, eine Sylbe davon.

Eines Tages am Tsingming Fest[1] ging sie in den hinteren


  1. Ein bewegliches Fest, an dem die Chinesen den Gräbern ihrer Vorfahren Achtung erweisen. Es fällt gewöhnlich in den dritten Monat.
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unbekannt, Adolf Böttger (Übersetzer): Die blutige Rache einer jungen Frau. Wilhelm Jurany, Leipzig 1847, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_blutige_Rache_einer_jungen_Frau.djvu/014&oldid=- (Version vom 31.7.2018)