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ruhig seinen Besen und fegte sie rein, schlug dann die Bettdecke in die Höh, liess sich noch etwas Reis und Wein kommen, verzehrte dies und legte sich, nachdem er die Thür wieder verschlossen und sich entkleidet hatte, sorglos zur Ruhe. Im Traume sah er eine wunderschöne Frau in reicher, stattlicher Kleidung, die auf ihn zuschritt und sich seinem Kissen anempfahl. Fortträumend umarmte er sie, und als er erwachte, war – ’s ist seltsam zu sagen – das Weib noch an seiner Seite wie vorher. Changyih fragte, wer sie sei, und sie erwiederte: „Ich bin das Weib eines Nachbars, und weil mein Mann auswärts ist, fürchtete ich mich allein zu schlafen, so werden wir uns wohl gegenseitig drein fügen. Für jetzt sprich aber kein Wort mehr, späterhin wirst Du Alles erfahren.“ Changyih fragte sie nicht wieder, und als es heller Tag war, nahm das seltsame Weib Abschied; die Nacht darauf kam sie wieder, und beide Theile erlustirten sich wie das erste Mal. So ging es drei auf einander folgende Nächte fort, als der Wirth, der seines Gastes des Kaufmanns Changyih Musse gewahrte, zufällig im Gespräch des Umstandes gedachte, dass früher sich in jenem Zimmer eine Frau erhängt habe, und dass sich seitdem häufig seltsame Dinge darin ereigneten. „Doch,“ fügte er hinzu, „scheint ja jetzt Alles ganz ruhig zu sein.“ Changyih bewahrte das eben Gehörte tief in seinem Busen, und als die Nacht kam und mit ihr das Weib, stellte er ihr die Frage und sprach: „Heute hat mir der Wirth gesagt, dass in diesem Zimmer der Geist eines Weibes umgehe, das sich selbst erhängte, und ich vermuthe, Du bist dieses Weib!“

Empfohlene Zitierweise:
unbekannt, Adolf Böttger (Übersetzer): Die blutige Rache einer jungen Frau. Wilhelm Jurany, Leipzig 1847, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_blutige_Rache_einer_jungen_Frau.djvu/006&oldid=- (Version vom 31.7.2018)