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erregt – etwas, was man heute nur dann bemerkt, wenn es den Grad der Erregung Aller noch wesentlich übertrifft.

Das Schicksal scheint sich gegen die Regierung verschworen zu haben. Was sie auch tun mag, um ihre Position zu stärken, schwächt sie nur.

Der König genehmigt die Generalstände. Das hätte entweder alles mit ihm versöhnen, oder wenigstens die drei Stände zu gemeinsamer Friedensarbeit vereinigen können. Er will aber noch mehr tun, will sein diktatorisches Auftreten vom achten Mai vergessen lassen, und fragt seine guten Bürger nach ihrer Ansicht über die Zahl der Deputierten für jeden Stand. Mit dieser Tat hat er den Zankapfel in ihre Mitte geworfen. Die Privilegierten, die eben noch die Vorkämpfer der Freiheit waren, sind die Gegner der Gleichheit. Der dritte Stand sieht sich seinen Feinden gegenüber!

Auf diesen Moment habe ich seit Jahren gewartet, Frau Marquise. Aber nie hätte ich geglaubt, ihn der Initiative des Königs verdanken zu müssen.

Jetzt kommt es zur Abrechnung! Jetzt rollen wir die Rechnung der Jahrhunderte auf! Das Defizit des Staates ist nichts gegen sie.

Die Knechtschaft, der Frohndienst, die Peitsche, der Hunger, das Blut der Männer, die Ehre der Töchter des Volkes –, das Alles steht darauf und fordert Bezahlung.

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 449. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/455&oldid=- (Version vom 31.7.2018)