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in überschwenglichen Lobpreisungen des dritten Standes: „er allein schafft den Reichtum der Nation, aus ihm allein erwachsen die führenden Geister der Kunst und Wissenschaft“; eine andere Schrift spricht von den „reinen Sitten des tugendhaften Volkes, das, aufgeklärt über seine Macht, die Tyrannei des Adels brechen wird, wie es die des Königtums gebrochen hat“. Ein ähnlicher Ton findet sich überall; wenn der kleine Mann diese ewigen Verbeugungen sieht, die übereifrige Volkstribunen vor ihm machen, wird er sich bald für den einzig berufenen Beherrscher Frankreichs halten müssen.

Als ich Necker gegenüber Ähnliches aussprach, war er empört; er übertreibt den Respekt vor der öffentlichen Meinung, die, wie er selbst versicherte, die einzige Richtschnur seiner Handlungen ist.

Man spricht übrigens von einer neuen Notabelnversammlung, die über die Zahl der Deputierten, die Größe der Ständevertretung und dergl. mehr beraten soll. Würde ich dann vielleicht das Glück genießen dürfen, Sie wieder in Paris zu sehen?







Lucien Gaillard an Delphine.
Paris, den 8. Oktober 1788.


Verehrte Frau Marquise. Zum ersten Mal hat der Prinz mich gestern nach Ihnen gefragt, und ob ich Nachricht von Ihnen hätte. Ich verneinte, meinem Versprechen gemäß. Er war außerordentlich

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 448. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/454&oldid=- (Version vom 31.7.2018)