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augen. „Delphine“ steht darunter – mitten in einem flammenden Herzen!

Delphine –, welch ein Zauber umfängt mich wieder! Wie beneide ich den Glücklichen, der Sie sehen durfte; wie preise ich das Unglück, das Sie nur noch schöner werden ließ!

Seit der Dauphin von uns gegangen ist –, es war wirklich ein leises Davongehen, kein Sterben, – hat die Königin nicht mehr gelächelt. Ihr Bild zauberte endlich wieder einen hellen Schein auf das Gesicht der Unglücklichen.

„Ich küsse sie zärtlich in Gedanken, die liebe, kleine Marquise,„ sagte sie.

Und noch eine andere, eine ganz andere, hat das Bildchen angelächelt: die Guimard.

„Zum letzten Tanz“ hatte sie ihre alten Freunde geladen. Ihr Hotel strahlte von hundert Kerzen, ihre Tafel bog sich unter dem Silbergerät; ein Netzwerk köstlicher Rosen hing unter dem Plafond.

Sie tanzte noch einmal alle Tänze, die ihre Triumphe gewesen waren, nur langsam, gleichsam zögernder, als einst, – wie im Traum. Und währenddessen regnete es Rosenblätter.

„Die Rosen welken,“ meinte die Tänzerin wehmütig. „Es liegt in Ihrer Hand, sie wieder blühen zu machen“ – „Wie können Sie von uns gehn!“

– „Was ist die Oper ohne Sie?!“ rief alles durcheinander. Aber ihr Entschluß, der Bühne zu entsagen, war unwiderruflich.

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 445. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/451&oldid=- (Version vom 31.7.2018)