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General Joucourt, der zur Hilfe gerufen worden war, meldete sich krank, und der erste Offizier, dessen Truppe den Angreifern gegenüberstand, warf den Degen fort, breitete die Arme aus und rief: „Wir schießen nicht auf unsere Väter und Brüder!“

Es war eine verzweifelte Situation, der wir erst nach einigen blutigen Zusammenstößen Herr geworden sind. Aber wir fühlen uns wie in Feindesland; der kleinste Bursche zeigt seine Vaterlandsliebe, indem er vor jedem Uniformierten die Zunge ausstreckt.

Sie kennen meine Ansichten und werden begreifen, daß ich dem Befehle, nunmehr im Elsaß den Manövern beizuwohnen, mit Freuden folge, nur um hier nicht weiter den Schergen des Absolutismus spielen zu müssen.

Ich bin nächsten Monat in Straßburg und werde mir von da aus gestatten, Ihnen in Froberg meinen Besuch zu machen.







Graf Guy Chevreuse an Delphine.
Versailles, den 10. August 1788.


Allerschönste. Eine Zeichnung Guiberts macht die Runde in Versailles: unter dem düsteren Torbogen einer Burg steht die zarte Elfengestalt eines reizenden Weibes; weich fließt das weiße Kleid um ihre schlanken Glieder, aus dem schmalen süßen Gesichtchen glänzen übergroße erschrockene Kinderaugen.

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 444. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/450&oldid=- (Version vom 31.7.2018)