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Und unter den weißen Tüchern, in die sie sich hüllt, zittern ihre Schultern mitten im Sommer. Sie trägt den Kleinen jedem Sonnenstrahl nach, der hier oder dort durch die tiefen Fenster fällt. Seitdem die Bauern, von der Haltung des Marquis in der Notabelnversammlung unterrichtet, die Räumung des Lustschlosses im Park mit Vivatrufen begleiteten, und ein kleiner, schmutziger Dreikäsehoch nach ihrem Sohn mit einem Feldstein warf, als sie draußen mit ihm spielte, verläßt sie den engen Burghof nicht mehr.“

Bist Du wahnsinnig, Delphine, daß Du Dein eigen Kind dem Greise opfern willst?! Oder ist es etwas anderes als ein Opfer, wenn Du ihn in dieser Atmosphäre des Grauens atmen läßt?!

„Schreib mir nicht mehr,“ bittest Du, „Deine Sehnsucht facht meine Liebe an, daß sie alles verbrennen könnte, was an Pflichtgefühl, an Lebensmut in mir ist …“ Aller Entfernung, allen Gefahren zum Trotz würden, hättest Du Deinen Wunsch nur mit diesem Satz begründet, meine Kuriere täglich zu Dir fliegen, denn alles, alles soll verbrennen, damit Deine Liebe, ein Fanal des Sieges, hell auflodere. Aber Du fügst einen anderen Satz hinzu: „jedes Deiner Worte ist Gift in der großen, offenen Wunde meines Herzens, ich vergehe daran, und ich muß doch leben, um des Einzigen willen, den das kurze Liebesglück mir ließ: um unser Kind …“

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 430. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/436&oldid=- (Version vom 31.7.2018)