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Boden neben seinem Schreibtisch. Erst nach Tagen der Sorge“ – (Sorge um einen Menschen, der Dich kaufte?!) – „kam er zu sich. Seitdem wird das Sprechen, das Gehen ihm schwer. Unermüdlich läßt er sich im Rollstuhl durch die düsteren Räume fahren. Nur die Arme kann er bewegen, wie immer.“ –

Um Dich zu halten, Dich und unser Kind! –

„Und gerade jetzt, in dieser gräßlichen Not sollte ich von ihm gehen, sollte in dem Mann, der alles verlor, den Glauben erwecken, daß ich wohl seinen Reichtum genießen, nicht aber seine Armut teilen kann? Die Frage, die zu stellen Du von mir verlangst, die Flucht, die mir übrig bleibt, wenn ein hartes Nein seine Antwort ist, würden den Geschwächten töten. Kannst Du verlangen, daß ich seine Mörderin werden soll?“

Aber daß er in uns Alles tötet, was Glück und Hoffnung ist, – also mehr als das bloße armselige Leben eines vom Tode schon Gezeichneten –, das gibst Du zu?!

Ich kann nicht anders: ich balle die Fäuste gegen Dich, Delphine!

Gaillards Bericht hat das Bild vollendet, das Du mir maltest. Ich sah den starken, fast rohen Mann nie so bewegt.

„Sie ist ganz blaß, ganz schmal,“ sagte er; „sie irrt durch die hohen, dunklen Räume, vor denen sie sich graute, seit sie sie zum erstenmale betrat.

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 429. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/435&oldid=- (Version vom 31.7.2018)