Seite:De Die Liebesbriefe der Marquise (Braun).djvu/410

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Sie wissen, das Feld meiner Schlachten war stets das Parkett. Erst neuerdings habe ich mir den Degen schleifen lassen und trage Pistolen in der Manteltasche. Denn ich bin gesonnen, mich dem Pöbel von Paris erst zu ergeben, wenn ich nicht mehr ich, sondern nur ein Bündel blutiger Lumpen bin.







Prinz Friedrich-Eugen Montbéliard an Delphine.
Paris, den 2. August 1786.


Du fragst mich, ob Du der Einladung nach Saint-Cloud folgen sollst? Daß Du fragen kannst, Geliebteste, trägt die Antwort schon in sich. Wir wollen einander nicht aus Schonung belügen; das wäre der Anfang geistiger Trennung. Freudlosigkeit ruht schwer auf unserer Liebe, auf unseren heimlichen Zusammenkünften lastet die Schuld. Preise ruhig, armer Liebling, vielleicht daß die Luft fern von mir Dich leichter atmen läßt.

Ich fand heute früh an den Mauern von Paris ein Gedicht angeschlagen, worin die Lämmer glücklich gepriesen werden, deren Hirte einen Zaun um sie zieht, damit Füchse und Wölfe sie nicht schrecken können. Zum Schluß heißt es: Mais si ces mêmes loups avaient formé l'enceinte Pour vous mieux dévorer sans péril et sans crainte Du berger vigilant, de la garde des chiens, Que seriez-vous, hélas? … De pauvres Parisiens.


Mir scheint, als ob auch wir zu diesen gehörten.

Empfohlene Zitierweise:
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 404. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/410&oldid=- (Version vom 31.7.2018)