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schützen dürfte. Wir müssen uns sprechen, obwohl ich zum erstenmal empfinde, daß ich einen Mann betrüge, der mir vertraut.







Graf Guy Chevreuse an Delphine.
Saint-Cloud, den 25. Juli 1786.


Allerschönste Frau Marquise. Erst jetzt erfahren wir von Ihrem Aufenthalt in Paris. Haben Sie am Ende – es soll das sehr in Mode sein! – Ihr Herzchen an irgend einen Mirabeau verloren, daß Sie so herzlos sein konnten, unserer zu vergessen? Die Prinzessin Lamballe schreibt Ihnen zu gleicher Zeit, um Sie nach Saint-Cloud einzuladen, und ich putze den Rost von meinem Witz, damit er mit dem Geist der Pariser konkurrieren kann. Sind Sie doch, wie ich zu meiner lebhaften Betrübnis vernehme, auch eine Schülerin des Lyceums. Kennen Sie nicht den reizenden Chanson darüber? Sie bekommen ihn, wenn Sie hier sind. Heute – als Lockmittel! – nur den Schluß.


Craignons, qu'une jalouse fée
Bornant les sages du Lycée
Dans leurs projets,
Hors du giron de la science
Ne les change par sa puissance
En perroquets.

Glauben Sie wirklich, daß Männer und Frauen stundenlang in einem Baum zusammen aushalten, ohne daß alle trockene Weisheit vom lebendigen

Empfohlene Zitierweise:
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 400. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/406&oldid=- (Version vom 31.7.2018)