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zum Theatersaal, ein Schwarm von Menschen strömte daraus hervor, mitten unter ihnen die Königin, sehr erhitzt, sehr ausgelassen, dicht hinter ihr mit der Miene eines Triumphators – Herr von Beaumarchais. Ich verbeugte mich um einen Zoll weniger tiefer als sonst.

„Wir proben den Barbier von Sevilla,“ hörte ich laut wie ein Kommando auf dem Paradeplatz Herrn von Beaumarchais Stimme. Aufs äußerste überrascht von dieser unerhörten Formlosigkeit, erwartete ich einen Eklat. Aber die Königin lachte nur noch lauter. Es war jedoch, wie mir schien, ein falscher Ton in ihrer Stimme.

Beim Souper beobachtete ich sie: Röte und Blässe wechselten auf ihren Zügen. Unter Außerachtlassung jeder Etikette verließ sie nach dem Schluß

des Essens die Tafel und verschwand, –. allein mit Herrn von Chevreuse –, in den Laubengängen des Parks. Wir alle verstummten. Nur Herr von Beaumarchais versuchte mit gewagten Spaßen die Stimmung aufzuheitern.

Herr von Beaumarchais als Regisseur der Königin –, ich bin geneigt, jetzt an die bösesten Gerüchte zu glauben.

Gestern abend entschloß ich mich, die berühmten Arkaden des Palais-Royal zu besichtigen, die der Herzog von Chartres eigens gebaut zu haben scheint, um allerlei wüstem Gesindel Obdach zu gewähren. Mit den frechen Reden der Männer

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 375. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/381&oldid=- (Version vom 31.7.2018)