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der Götter. Warst Du heimlich bei Aphrodite zu Gast und lerntest von ihr den Zaubertrank der Liebe bereiten, der Gedanken bändigt, Zweifel verscheucht, Willen in Ketten legt?

Jetzt erst beginne ich vom Rausch zu erwachen. Sagtest Du nicht: „habe Geduld“? Sprachst Du nicht von ein paar Wochen, oder waren es am Ende gar Monate?!

Du hast also meine Frage nicht beantwortet, die ich Dir stellte, als Du mich damals gehen hießest? Ich saß heute vor dem Tempel der Venus im Regen gelber Blätter; das Lächeln der Göttin erschien mir plötzlich so spöttisch, so – zweideutig.

Delphine, wäre es möglich, daß Du nur mit mir spielst? Pirch, Chevreuse, Altenau – alle fallen mir ein, deren bloßer Käme mich einst zur Verzweiflung brachte, und die ich in Deinen Armen vergaß. Bin ich nur Einer mehr in der Reihe?!


Prinz Friedrich-Eugen Montbéliard an Delphine.
Montbéliard, am 6. Dezember 1784.

Geliebteste. Daß auch ich Dich quälen mußte, als Du so Böses erfuhrst! Von dem plötzlichen Verschwinden Cagliostros hörte ich. Es kamen mir sogar Gerüchte zu Ohren, daß Rohan sich infolgedessen zu töten versuchte. Er soll alles

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 367. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/373&oldid=- (Version vom 31.7.2018)