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mit Cagliostro völlig einzuschließen scheint, die Nachricht von dem Bankerott mit der Zusicherung namhafter Summen beantwortet, – man akzeptiert sie nicht ohne leichtes Gruseln, da ihre Herkunft unter Umständen aus der Garküche Beelzebubs stammt! Die kleine Prinzessin Guéménée-Soubise hat ihre Juwelen geopfert; die Prinzessin Marsan nahm den Schleier und opferte ihr ganzes Vermögen der Ehre der Rohan.

Aber rührender als alle diese im Grunde selbstverständlichen Opfer der Nächststehenden ist folgende Geschichte:

Wir saßen beim Souper im Hotel Guimard; der Champagner hatte uns in die goldenen Tage völliger Sorglosigkeit zurückversetzt; in griechischem Gewande tanzte die entzückende Herrin des Hauses auf dem Parkett zwischen den üppig gedeckten Tafeln. Zum ersten Mal führte sie uns vor, womit sie demnächst das große Publikum zu begeistern gedachte: eine antike Schale in der Hand, wiegte sie den schlanken Körper auf den nackten Füßen, um allmählich ihre Bewegungen, bei denen jede Linie ihrer Gestalt plastisch hervortrat, bis zum Taumel bacchantischer Lust zu steigern. Mit wogendem Busen, die Schale, die ich ihr füllte, in einem Zuge leerend, stand sie schließlich still, als vor dem Sultan der Oper, dem Prinzen Soubise, die Flügeltüren sich öffneten. Der Jubel über den Tanz verstummte bei seinem Anblick. Er brachte

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/339&oldid=- (Version vom 31.7.2018)