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zu sein mir schmeicheln darf, kein gutes Wort bei der Königin einlegen?! Sie wünschen auch nicht den Schein zu erwecken, als gehörten Sie in die Reihe jener Intriguantinnen, die Frankreich als ihre melkende Kuh betrachtet haben?! „Nur auf geraden Wegen werden große Ziele erreicht“, – ich würde über diese Sentenz aus Ihrem blühenden Rosenmunde gelächelt haben, wenn nicht ein Blick auf Ihren illustren Nachbarn, der als Führer amerikanischer Rebellen gegen die geheiligte Majestät des Königs von England gekämpft hat, mich über ihren Ursprung und über ihren Sinn belehrt hätte.

Er ist der Freund Ihrer Kindheit, wie ich höre? Wie rührend ist eine solche Treue, die selbst die – Freundschaften mit Karl von Pirch, Guy Chevreuse, Guibert, Beaumarchais überdauert!

Die entzückende Königin von Golconda auf der Bühne vermochte keinen Blick des Prinzen Montbéliard auf sich zu lenken; Vestries, der Abgott aller Damen, tanzte für die Marquise Montjoie umsonst!

Besinnen Sie sich noch einmal, schönste Frau; ein Rohan ist ein gefährlicher Feind, selbst wenn er in Ungnade ist.


Herr von Beaumarchais an Delphine.
Paris, am 27. Mai 1782.


Wo gäbe es eine Anrede für Sie, die imstande wäre auszudrücken, was ich sagen möchte?! Der

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/321&oldid=- (Version vom 31.7.2018)