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angeregt. Ich wollte nicht stören, beeile mich aber, die Stimmung zu benutzen, die dieser warme Maientag sicherlich festhalten wird.

Ihre Kaiserliche Hoheit, die Großfürstin, hat auf mein untertäniges Gesuch, ihr „Figaros Hochzeit“ vorlesen zu dürfen, schon von Stuttgart aus zustimmend antworten lassen. Da ich aber die Erfahrung gemacht habe, daß die Menschen um so höflicher sind, je höher sie auf der Stufenleiter des Ranges stehen, – Höflichkeit ist immer nur eine Maske oder ein Parfüm, das die gute Gesellschaft allgemein anzuwenden für gut befand, nachdem sie ihres natürlichen schlechten Geruches gewahr wurde –, so glaube ich dieser Zustimmung nicht eher sicher zu sein, als bis Tag und Stunde mir angegeben worden sind. Das wird schwer halten. Um so mehr als die Gräfin du Nord das Versprechen der Großfürstin von Rußland vielleicht glaubt nicht erfüllen zu müssen. Das Vergnügungsprogramm der nächsten Wochen läßt kaum eine Stunde des Tages aus. Ich bedarf einer Zauberin, um Figaro einschiüpfen zu lassen. Wer anders könnte das sein, als Sie?! Das Bild Pariser Lebens, das den hohen Gästen vorgeführt werden soll, wäre wahrhaftig unvollständig, wenn mein Barbier neben Herrn Laharpe, der Euripides von den Toten erweckte, Madame' Bertin, über deren Roben man die Trägerinnen vergißt, Marmontel, der das Geheimnis der schönen

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/317&oldid=- (Version vom 31.7.2018)