kommen Sie bald, damit Ihnen nicht allzu viel entgeht, – vor allem aber, damit Sie Figaros Sieg erleben!
Verehrte Cousine. Wenn ich jetzt erst dazu komme, Ihnen zu schreiben, so werden Sie das einem Manne zugute halten, der nach einem Jahrzehnt der Abwesenheit nach Paris zurückgekehrt ist und bei jedem Schritt, den er tut, zu träumen glaubt.
Welch eine Umwälzung! Ich bin von ihr noch dermaßen benommen, daß ich nicht weiß, ob ich sie freudig begrüßen, oder vor ihr erschrecken soll. Ein Eindruck ist es vor allem, der geradezu verblüffend wirkt, und den ich in vier Worten zusammenfassen kann: Das Volk ist da!
Sind wir früher, als wir uns fast nur zu Pferde oder zu Wagen durch die Straßen bewegten, so rasch an ihm vorübergeglitten, oder wagte es sich wirklich nicht aus seinen Quartieren heraus, – ich weiß es nicht; jedenfalls ist es erst jetzt vorhanden. Es geht, ohne uns Platz zu machen, auf denselben Wegen wie wir, es schreit und lärmt auf den öffentlichen Plätzen, es spricht mit lauter Stimme von Freiheit, Demokratie, Republik, wo es früher nur den Mund aufzutun wagte, um vive
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/299&oldid=- (Version vom 31.7.2018)