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um nicht nur des Vorzugs zu genießen, die holde Delphine aus dem Wagen heben zu können, sondern um auch der Erste zu sein, der Ihnen das neueste gesellschaftliche Ereignis von Paris zu berichten vermag: die Eröffnung des Hotels Dervieux in der rue Chantereine, eines Meisterwerks von Bellanger. Die jüngste und schönste Dienerin Terpsichores wird dank der Gunst des Prinzen von Soubise seine Herrin sein, und ich rühme mich, sie entdeckt zu haben. Daß sie schön ist, wird die Marquise Montjoie mir glauben; wer könnte, der Sie kennt, mit einem anderen Maßstab messen, als dem Ihren? Für den Geist der Kleinen zeugt dies Bonmot: Ein junger Mann bewarb sich um sie. Sie wies ihn ab. Er kam immer wieder; schließlich schrieb er flehend: „Gewähren Sie mir nur als Almosen Ihre Gunst.“ Sie erwiderte auf rosigem billet-doux-Papier: „Ich bedaure lebhaft, mein Herr, ich habe schon meine Armen.“ Sie werden mir zugeben, schönste Frau, daß Guy Chevreuse, dank der Erziehung durch Sie, auf der Höhe seines guten Geschmacks geblieben ist.

Je mehr die Gelehrten sich über die Entdeckungen neuer Wunder der Chemie und der Physik den Kopf zerbrechen und ihrer Unsterblichkeit die Genüsse ihrer Sterblichkeit opfern, desto mehr fühle ich es als heilige Pflicht, der gräßlich ernsthaft werdenden Menschheit Quellen der

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/292&oldid=- (Version vom 31.7.2018)