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zum Minister erwartet hatte. Sie wissen, daß er mich den Genfer Bankier nie vergessen ließ, daß ich aber zugleich großes und, wie sich herausstellte, berechtigtes Vertrauen in seine Geschäftsklugheit gehabt habe. Leider war er den Herren Finanziers und Generalpächtern, die immer mehr das große Wort führen, je mehr sie unsere Güter, unser Vermögen, unsere Bildung sich aneignen und sogar den König dadurch zu täuschen versuchen, viel zu klug. Sie sind es in der Tat, die Necker gestürzt haben. Wie stark muß ihr Einfluß sein, daß dergleichen geschehen konnte.

Ich war Sonntag inmitten der Stadt, als die Nachricht sich verbreitete. Alles war aufs äußerste konsterniert. Die Promenaden, die Cafés waren im Augenblick überfüllt, aber es herrschte überall eine fast beängstigende Stille. Man sah sich vielsagend an, man drückte einander teilnehmend die Hand, als stünde man vor einer allgemeinen Katastrophe. In den nächsten Tagen entwickelte sich eine förmliche Völkerwanderung nach Saint-Quen, wohin Necker und seine Familie sich sofort zurückgezogen hatten. Man bemerkte die Herzöge von Orléans, von Chartres, von Choiseul und Richelieu, sogar den Erzbischof von Paris, und sah darin eine offene Parteinahme wider den König, die von neugierigen Massen vielfach lebhaft applaudiert wurde.

Am Abend kam es in der Comédie Française

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/287&oldid=- (Version vom 31.7.2018)