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konnte; er hat Prophezeihungen ausgesprochen, die nicht in die Rubrik billiger Träume zu verweisen sind; er hat Saiten in mir zum Klingen gebracht, die mir früher wie bloße Rudimente kindlicher Geistesbeschaffenheit erschienen und von denen ich glaubte, daß die Voltaire und die Holbach sie längst zerrissen hätten.

Wissen Sie noch, wie ich am letzten Abend vor dem Pavillon über den „Goldmacher“ zu scherzen versuchte, um Ihre Angst zu zerstreuen? Keine Wolke trübte den strahlenden Himmel; purpurn senkte sich der Sonnenball. Da fiel auf einmal ein langer dunkler Schatten über den Rasen vor uns bis zum Teich; die Schwäne schlugen mit den Flügeln, Sie zogen fröstelnd das weiße Tuch um die Schultern – Cagliostro war vorübergegangen.

Ich wollte, Sie wären in Paris, teuerste Frau!



Marquis Montjoie an Delphine.
Paris, am 25. Mai 1781.


Meine liebe Delphine! Kaum hier angekommen, bin ich Zeuge eines „umwälzenden Ereignisses“ geworden, – genau wie Cagliostro es vorausgesagt hat. Ein neuer Beweis, der seinen Eindruck auf Sie nicht verfehlen dürfte!

Necker erhielt seine Demission, nachdem alle Welt zum Dank für die erstaunliche Leistung eines Plus von zehn Millionen im Staatsschatz mindestens seine Standeserhöhung und seine Ernennung

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/286&oldid=- (Version vom 31.7.2018)