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in seiner Zeitschrift nicht aufhört, die Maßnahmen des Generalkontrolleurs lächerlich zu machen, ist zwar in der Bastille Gelegenheit geboten worden, für seine literarischen Sünden Buße zu tun, aber jedermann weiß –, er selbst am genauesten –, daß der Hof seine gepfefferten Aufsätze mit Vergnügen liest. Ich bin kein Anhänger der steifen Würde Herrn Neckers, noch weniger der geistreichelnden Charakterlosigkeit des Herrn Linguet, der nur Leute zu blenden vermag, die des Tageslichts ganz und gar entwöhnt sind, aber angesichts der Möglichkeit der Verabschiedung Neckers kann ich mir nicht verhehlen, daß, wer auch sein Nachfolger sein mag, er sicher nur noch unfähiger sein wird, Frankreich vor dem Ruin zu retten.

Ist es nicht auch ein Zeichen bedenklichen Niedergangs, daß ich an die reizendste aller Marquisen schreibe, als wäre sie ein alter Diplomat? Wahrhaftig, der Franzose verlernt es, in seinem Klub- und Kaffeehausleben mit schönen Frauen Konversation zu machen. An Stelle der Kunst der Unterhaltung tritt der schlechte Stil der Journale oder der rohe Jargon der Grisetten.

Der Dienst, schönste Frau, führt mich in nächster Zeit nach dem Elsaß. Sie würden sich einer geistigen Lebensrettung rühmen können, wenn Sie mir auch nur für wenige Tage Aufnahme gewähren. Allein die Hoffnung, Sie zu sehen, Ihre

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/282&oldid=- (Version vom 31.7.2018)