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Leider muß ich erwarten, daß diese Eile Ihren Beifall findet: Figaro sollte ja Erkundigungen einziehen nach dem „Jugendfreunde“, dem Prinzen Montbéliard. Er wird es tun, und sollte er zu diesem Zwecke den Ozean durchkreuzen müssen! Nur daß er lächelte, als Sie mit dem ernstesten Gesichtchen von dem „Freunde“ sprachen, dürfen Sie seiner Menschenkenntnis nicht verargen. Glauben Sie wirklich an eine Freundschaft zwischen Mann und Weib?! Sie ist entweder ein Deckmantel für die Asche ausgebrannter Flammen, oder für die Glut entstehender! Trotz alledem: Figaro hält Wort!


Marquis Montjoie an Delphine.
Paris, den 5. November 1777.


Meine Liebe! Sie werden inzwischen eingesehen haben, wie sehr ich recht hatte, als ich die Nachricht von unseres Sohnes Erkrankung nicht so tragisch nahm wie Sie und Ihre Abreise von Straßburg zu verhindern suchte. Der Anfall wäre auch ohne Ihre Anwesenheit vorübergegangen. Herr Dr. Tronchin ward Sie gewiß inzwischen über den Zustand des Kindes beruhigt haben.

Erwarten Sie übrigens nicht, daß ich über die eigentliche Ursache Ihrer Abreise und Ihrer Weigerung mich zu begleiten, im Zweifel wäre. An Ihre überschwengliche Mutterliebe werden Sie mich kaum glauben lassen, nachdem Sie sich bis vor

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/217&oldid=- (Version vom 31.7.2018)