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befunden, seine Memoiren zu schreiben, die, was Mangel an Diskretion, an Takt und Schamgefühl betrifft, aller Beschreibung spotten sollen. Er liest sie gegenwärtig in Pariser Salons vor und hat erreicht, was offenbar seine einzige Absicht war: wieder von sich reden zu machen. Intimste Erlebnisse, die Menschen von guter Lebensart ebenso sorgfältig dem Anblick Fremder entziehen, wie ihre körperlichen Mängel und Gebrechen, schildert er mit derselben Behaglichkeit, mit der sich die Schweine in ihrem eigenen Schmutze wälzen, und bis in die Kreise des Hofes hinein gibt es Leute, die vor diesen Bekenntnissen der „Wahrheit und Natürlichkeit“ bewundernd in die Kniee sinken; die Marquise Girardin ist sogar soweit gegangen, dem Verfasser ihr Schloß Ermenonville als Zufluchtsort anzubieten.

Auch sonst mehren sich die Zeichen der gesellschaftlichen Auflösung. Hatte man bisher nur ganz im stillen gewagt, die Handlungsweise des Marquis Lafayette und seiner Freunde, – zu denen ja leider auch der Prinz Montbéliard gehört –, zu entschuldigen, während die einflußreichen Kreise der Gesellschaft in der Verurteilung der französischen Offiziere und Aristokraten einig waren, die ihren Degen in den Dienst von Insurgenten, und damit gegen das Königtum zu stellen wagten, so beginnt man jetzt, sich in aller Öffentlichkeit für sie und damit für die Sache, der sie

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/206&oldid=- (Version vom 31.7.2018)