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weibliche Gast, in all Ihrer Pracht neben der zusammengesunkenen Julie, eine stumme Zuhörerin! Sie lauschten staunend, als Bernardin de St. Pierre, der jüngste Dichter unter den Protégés dieses Salons, die schwärmerische Ode zum ewigen Frieden vorlas und d’Alembert über die Verbrüderung der Menschheit sprach. In Ihren Augen sah ich eine Flamme leuchten, – deren plötzliches Aufglühen mir an der kleinen Delphine Laval so vertraut war –, als der Chevalier von Chastellux Voltaires Eloge de la raison vorlas, jene herrlichen Sätze, durch die der Patriarch wieder einmal alles vergessen läßt, was er Falsches getan hat. Säße auf Frankreichs Thron ein Friedrich von Preußen, des großen Weisen Hoffnungen auf seine Regierung würden erfüllt, seine Ratschläge befolgt werden. Aber es gibt nur einen Friedrich. Ludwig XVI. tafelt, jagt und zeichnet dazwischen Allegorien; Marie-Antionette spielt die Harfe. O du glückseliges Frankreich, wo es für die Könige nichts weiter zu tun gibt!

Sie vernahmen dann verwundert das ungeteilte Lob Rétif de la Bretonne’s, dessen Paysan perverti natürlich vom Hof, – dessen Sittenstrenge ja über allen Zweifel erhaben ist! – als unmoralisch verurteilt wird. Ich schicke Ihnen, wie ich versprach, das Buch, urteilen Sie selbst! Man reißt sich bei den Händlern darum, aber weniger weil man hinter seiner Schlüpfrigkeit das Medusenhaupt

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/182&oldid=- (Version vom 31.7.2018)