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in meinem Belieben, ihn dieses Versprechens zu entbinden. Wird die Marquise Delphine noch in der Lage sein, der Königin Geschichten zu erzählen, wenn die hohe Frau erfährt, daß ihre jüngste Freundin – preußisch fühlt? Sie haben jetzt die reichste Gelegenheit, den kleinen Fehler, den Ihre Jugend gewiß entschuldigt, wieder gut zu machen.

Jedenfalls sind Ihnen die Unvorsichtigkeiten Ihres warmen Herzchens leichter zu verzeihen, als die Ihres Kopfes. Der gute Marquis ist wirklich kein geeigneter Partner für die holden Freuden der Liebe. Darum drückte ich als Ihr ergebener Freund beide Augen zu, als ich diese Nacht an einer gewissen versteckten Hütte vorüberkam, und bemerkte, wie entzückend natürlich Daphnis und Philidor ihre Rolle weiter spielen, – obwohl ich als Priester hätte zürnen und strafen müssen. Erschrecken Sie nicht, reizende Sünderin. Nur wenn das Vaterland es befiehlt, verrät ein Rohan eine Frau, die er anbetet.

Trüben Sie auch nicht den Glanz Ihrer Augen durch Tränen falschen Mitgefühls. Seien Sie gewiß: soweit der Arm der Kirche reicht, hungert kein Mensch auf dem üppigen Boden Frankreichs

Ich kehre noch heute nach Straßburg zurück. Sie werden mich gütigst bei der Königin in Erinnerung bringen.

Zum Abschied werde ich Sie morgen früh –,

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/169&oldid=- (Version vom 31.7.2018)