Unten im Hof pfeift ein Schweizer sein Liedchen, drüben aus den Zimmern der Polignac klingen schwärmerische Harfentöne, aus den Hecken trillert ein Vogel, der vom Frühling träumt –, ich höre nur ein Wort aus allen Tönen: Delphine, Delphine! Und seine Melodie begleitet meines Herzens sehnsuchtsvoll-stürmisches Pochen: Denn in wenigen Tagen wird meine Geliebte mit mir in den Zaubergärten Armidens sein!
Keinen preise ich heute mehr, als den Prinzen Condé, der Chantilly zum Sitz der Musen und Grazien schuf. Herr von Beaumarchais, der diesmal bei ihm den Zeremonienmeister spielt, machte mir mit seinem beziehungsvollsten Figarolächeln allerlei Andeutungen über die Wunder, die sich begeben werden.
„Für Liebhaber der Einsamkeit“, sagte er, „finden sich im meilenweiten Park stille Einsiedeleien, für philosophische Gespräche, die ungestört bleiben müssen, gibt es im riesigen Schloß hinter unsichtbaren Tapetentüren sichere Verstecke.“ Alles, was jung ist und schön, hat der Prinz geladen: „damit weder die bösen Zungen alter Weiber, noch die lüsternen Blicke verlebter Gecken die Liebe hindern, sich selbst zu leben.“
Darum, geliebteste aller Frauen, werden Sie nicht um unser Geheimnis zu zittern brauchen, werden nicht erbleichen, wenn meine Hand die Ihre sucht und fremde Blicke uns streifen, und nicht im
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/161&oldid=- (Version vom 31.7.2018)