herzhafter belacht, je mehr sie sich getroffen fühlt.
Mit dem Besten lassen Sie mich diesen langen Brief
beschließen, damit sein Effekt wenigstens zuletzt der
ist, ein Lächeln bei Ihnen hervorzuzaubern –, jenes
verführerische Lächeln, das Perlenzähne zwischen
glutroten Lippen hervorblitzen, und zwei tiefe Grübchen
in zarten Pfirsichwangen sich eingraben läßt.
Ein junger, vornehmer Mann, der wahrscheinlich
allzuviel moderne Romane gelesen hat, deren
Heldinnen tugendhafte Kurtisanen zu sein pflegen,
verliebt sich in eine der Art. In ihrem Boudoir,
dessen sich eine Gräfin nicht zu schämen brauchte,
zu ihren Füßchen, die in der Höhe des Spanns
und der Schmalheit der Fesseln der blaublütigsten
Aristokratin gehören könnten, macht er ihr
einen Heiratsantrag, den sie mit vollendeter
Form akzeptiert. Er fühlt sich im siebenten Himmel.
Da öffnet sich die Tür, herein tritt der Bruder
der Schönen, – Schmierstiefeln an den klobigen
Füßen, schmutzige Nägel an den breiten Händen,
im roten Gesicht eine noch rötere Nase –, ein
echter Pariser Droschkenkutscher. An dem verblüfften
Biedermann, der den Schwager gerührt
in die Arme schließen will, stürzt im selben Augenblick
der verliebte Jüngling vorüber, zur Tür hinaus.
Der Anblick genügte, ihn von seiner Liebe und
die kleine Dame von einem Bräutigam zu befreien!
Und die zweite Geschichte, die nichts ist als ein kurzer Dialog: „Wissen Sie schon, Alcest hat die
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/135&oldid=- (Version vom 31.7.2018)