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die Sie unvorsichtig genug waren, nach Straßburg kommen zu lassen, weil Sie offenbar ihre Kenntnisse in der Wissenschaft der Galanterie unterschätzten, ist mittels einiger Flaschen Champagner sehr gesprächig geworden.

„Die Marquise war gnädig, außerordentlich gnädig,“ erzählte sie und ließ den Brillanten in der Sonne funkeln, den Sie ihr schenkten, – „für meinen Tanz, natürlich nur für meinen Tanz,“ wie sie mit listigem Augenzwinkern versicherte. „Ich mußte ihr von Paris erzählen,“ plauderte sie dann weiter, „von meinem Hotel, meinen Soupers, – soweit man sie einer elsässischen Marquise schildern kann –, von meinen Gästen vor allem.„ „Von Ihren Gästen?1“ machte ich erstaunt. Sie blinzelte mich von der Seite schelmisch an: „Aha, ich merke, Sie möchten wissen, für wen sich die schöne Frau so lebhaft interessiert, um eine Guimard in ihr Vertrauen zu ziehen, aber ich sage nichts, gar nichts Ich kann diskret sein wie eine große Dame.“

Ich wechselte das Thema des Gesprächs und ließ eine Flasche Burgunder entkorken, – sie liebt diesen dunkelroten Wein besonders, seitdem der Prinz von Soubise sie damit taufte und seine Feuerfarbe die Weiße ihrer Haut so leuchtend erscheinen ließ, daß er auf immer geblendet wurde –; ich spielte den schmachtenden Anbeter mit all der Virtuosität, die ich noch der Schule Dubarry

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/119&oldid=- (Version vom 31.7.2018)