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Ich hoffe, der Juwelier hat Ihnen die Smaragden zur Auswahl vorgelegt, wenn nicht, so lassen Sie ihn rechtzeitig daran erinnern. Es wird sehr darauf ankommen, die Nuance der Steine zu der Rosenfarbe Ihrer Toilette richtig abzustimmen. Ich empfehle Ihnen, Herrn Duplessis, der für Ihr Porträt gerade diese Farben wählte, dabei zu Rate zu ziehen.


Prinz Louis Rohan an Delphine.
Straßburg, am 27. Februar.

Alles ist berauscht von dem Fest im Hotel Montjoie und bezaubert von Ihnen, schönste Frau. Wollen Sie selbst beurteilen, ob man mir gut berichtet hat: Sie haben die Natur Ihrem Willen unterworfen, indem Sie den Sommer zwangen, mitten im Winter Ihre Säle zu schmücken, und Lukull von den Toten erweckten, damit er die Genüsse Ihrer Tafel bereite; eine neue, liebenswürdigere Circe, haben Sie die schwerfälligen Damen Straßburgs in eine Schar übermütiger Grazien verwandelt, und haben Terpsichore zu sich berufen, deren Hexenkünste die steifsten Glieder gelenkig machte, so daß sie sich bis zum grauenden Morgen unermüdlich im Reigen schwangen. Ihre Augen haben Herzen gebrochen; Ihr Lächeln hat Freunde entzweit, den Frieden der Ehen erschüttert. Wollten Sie beweisen, daß eine einzige schöne Frau größere Revolutionen verursachen kann, als alle Pariser Skribenten zusammengenommen?

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/116&oldid=- (Version vom 31.7.2018)