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seines Propheten. Schiffbrüchige Aristokraten, die sich mit Volksbeglückung befassen, sind gefährlich, denn das aufreizende Gift der Unzufriedenheit brennt denen, die Alles verloren haben, stärker im Blut als armen Hungerleidern, die nichts besaßen und sich mit einem Stück Brot den schon zum Schreien aufgerissenen Mund wieder stopfen lassen.

Im übrigen, schönste Frau, seien Sie gewiß: Sie würden in Paris so sicher tanzen können, wie in Straßburg, denn die einzige Revolution, die wirklich die Gemüter erhitzt, spielt sich nicht auf der Straße, sondern in der Oper ab, wo die Piccinisten mit den Gluckisten in wütendem Kampfe stehen; selbst dem Frieden der Familien droht Zerstörung, wenn der eine Teil für die Melodien des Italieners, der andere für die Trommeln und Trompeten des Deutschen schwärmt.

Ich werde mir gestatten, mich nach Ihrem Fest persönlich um Ihr Befinden zu erkundigen und hoffe, mir dadurch für die verlorenen Stunden in Ihrer Nähe reichlichen Ersatz zu schaffen.



Marquis Montjoie an Delphine.
Froherg, am 25. Februar 1775.


Meine Liebe Ich beeile mich, Ihnen mitzuteilen, daß die Erkrankung meiner Mutter eine leichtere ist, als ich glaubte, fürchten zu müssen, die Vorbereitungen zu Ihrem Fest daher nicht unterbrochen werden sollen. Die Blumen aus unseren

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/113&oldid=- (Version vom 31.7.2018)