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und man wird nicht die Hinterpforte, sondern die Flügeltüren weit vor mir aufreißen.

Ich lasse dann sofort einen zweiten Kurier dem heutigen folgen.

Gestatten mir Euer Gnaden, meiner unvergänglichen[WS 1] Dankbarkeit und Ergebenheit Ausdruck zu verleihen. Ich bedaure, der Frau Marquise nicht mehr opfern zu können, als ein paar Pferdebeine.



Lucien Gaillard an Delphine.
Am 22. März 1774.


Hochzuverehrende Frau Marquise. Soeben verlasse ich den Prinzen. Meine Eröffnung ließ ihn vom Bett emporschnellen. Ich konnte mich von der gesunden Menge von Blut überzeugen, das seine Adern noch füllt, denn es ließ sein Gesicht wie ein Feuer glühen, als ich zuerst Ihren Namen nannte.

„Schreiben Sie Ihrer Gebieterin“, sagte er, „daß ich jetzt nichts sehnlicher wünschte, als wirklich todkrank zu sein, um von ihr und ihrer rührenden Sorge um mich dem Leben zurückgewonnen zu werden.“

Fast drei Stunden hielt er mich fest. Er hörte nicht auf, mich auszufragen, mir zuzuhören. Ich durfte mich glücklich schätzen, daß Euer Gnaden Erscheinung sich mir so unauslöschlich eingeprägt hat, und ich imstande war, jeden Blick, jedes Lächeln, jede Bewegung zu schildern, so daß Seine



  1. unvergängänglichen
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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/073&oldid=- (Version vom 31.7.2018)