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jetzigen Umständen nicht erwarten, so sehr sie mich auch beglücken würde. Aber ich hoffe, Ihnen bei der Herzogin von Lavallière, in deren Kreis ich mir Eingang verschaffte, – deutsche Denker sind, seit dem Baron Holbach, zu einem notwendigen Requisit jedes wohlassortierten Salons geworden –, zu begegnen, sobald Ihre Klausur zu Ende ist.


Graf Guy Chevreuse an Delphine.
Paris, am 30. Januar 1773.


Schönste! Beste! Sie sehen einen Verzweifelten vor sich. Zu allem Leid, das mich traf, als Sie in jener unglückseligen Nacht das Fest nicht erreichten, für dessen Glanz meine Augen blind waren, da Sie fehlten, kommt nun ein anderes, weit tieferes: man hat mich bei Ihnen verleumdet. Wenn nicht die Stärke Ihrer Empörung über meine vermeintlichen Sünden, – Clarisse sagte: sie sprüht vor Zorn –, mich hoffen ließe, daß Ihnen meine Person nicht ganz gleichgültig ist, ich würde Asche auf mein Haupt streuen und die Geißel über mich schwingen wie der bußfertigste unter den Wüstenheiligen. Aber ich weiß: die reizendste aller Klosterschülerinnen würde mich vollends entrüstet abweisen, erschiene ich im härenen Gewand des Asketen vor ihr.

Und so wage ich zu erscheinen, wie ich bin: als Kavalier der Königin, gepudert, parfümiert, im gelbseidenen Surtout –, gerade so wie ich den

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/031&oldid=- (Version vom 31.7.2018)