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mich an mit weiten angsterfüllten Blicken: „Gibt es so etwas?! Wirklich?! – War es kein Traum?!“ – – –

Ihre Strafe wird gelinde sein, kleine Gräfin, weil das Werk der Barmherzigkeit Sie in den Augen der Frommen entsühnte. Trotzdem bleibt Ihnen viel Zeit, nachzudenken. Sie haben zum ersten Mal der Wahrheit ins Gesicht gesehen, die man Ihnen hinter hohen Taxushecken und Klostermauern verbarg, vor die man seidene Vorhänge an die Fenster, dichte Schleier über die Augen zog. Es ist wirklich, Gräfin Delphine, und kein Traum! Von jenen Elenden, die Sie sahen, sind hunderte in den Flammen umgekommen, aber trotz dieses gräßlichen Endes sind sie, die zu vieren und fünfen in einem Bette lagen, noch nicht die Aermsten. Es gibt Hunderttausende, die der Hunger langsam zu Tode martert, die kein ander Bett besitzen, als die Steine der Straße.

Wenn sie erwachen!! O, Gräfin Delphine, dann nützt auch Ihre Barmherzigkeit nichts. –

Darf ich Ihnen nun noch den Rat eines Freundes geben? Hüten Sie sich vor dem Grafen Chevreuse. Trotz seiner achtzehn Jahre ist er ein vollendeter Vaurien, und seine Lehrmeisterin in der Liebe ist eine der berühmtesten Kurtisanen von Paris, die Tänzerin Guimard. Als Gefährtin seiner Streiche sind Sie zu schade.

Eine Antwort von Ihnen darf ich unter den

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/030&oldid=- (Version vom 31.7.2018)