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unbekannt: Die Frau

der ihn erzeugte, wenn er seine Kraft nicht aus dem Denken schöpft; jedes Gefühl nur ein schwaches, werthloses Rohr, wenn ihm die Weihe des denkenden Bewußtseins fehlt.

Es ist kein leichtes Geschäft, und erfordert ein fortgesetztes Nachdenken, um zur Bekanntschaft seiner Selbst zu gelangen. Der ewige Streit des Göttlichen mit dem Menschlichen in uns, das Räthsel, welches wir uns stets selber bleiben, fesseln uns mit Irrthümern, bevor uns klar wird, wo wir als Mensch, wo als höheres Wesen empfunden und gehandelt haben, bevor das glückliche Gleichgewicht des menschlichen Geistes mit der menschlichen Natur hervorgebracht wird, damit jener den Sieg über die Schwächen dieser erringe, ohne ihre Triebe auf eine unnatürliche Weise verläugnen und vernichten zu wollen; denn Menschen sind und bleiben wir, so lange wir auf Erden leben, so lange unser Körper gebunden ist an die Gesetze und Mängel irdischer Bedürfnisse. Aber der freie Geist kann sich auf den Flügeln der Phantasie die überirdischen Waffen holen, um den Kampf mit dem bösen Dämon zu beginnen, nur muß, da Geist und Phantasie reizbar, und ungezügelt den Feind erschlagen würden, den sie nur lähmen und gegen Mißbrauch unschädlich machen sollen, die Vernunft sich ins Mittel legen.

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unbekannt: Die Frau. Carl Winiker, Brünn 1859, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Frau_anonym_1859.djvu/5&oldid=- (Version vom 21.11.2023)