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unbekannt: Die Frau

wird nie als solches zum Muster aufgestellt, sondern höchstens als Mittel zum Zwecke, das heißt einen Mann zu erreichen, und es bleibt eine merkwürdige Erscheinung, wie Mütter, die in ihren Verbindungen unglücklich und nichts weniger als in einem Traume rosiger Täuschungen lebten, ihre Töchter à tout prix[WS 1] verheirathen und ihnen die Ehe nur von der Flitterwochenseite, nie von den Ernsten, Pflichten, Opfern und Selbstverläugnung aller Art Erheischenden zeigen. Mag es auch nicht Leichtsinn, sondern Zärtlichkeit einer Mutter sein, den Schleier so lange als möglich über das dunkle Angesicht der wirklichen Welt und so vielen bittern und bösen Verhängnissen, die sie bringen kann, zu werfen, es ist eine falsch verstandene Schonung. Nur bekannt mit den Gefahren können wir ihnen ausweichen oder gewaffnet entgegen treten. Viele Thränen bitterer Enttäuschung könnten erspart werden.

Die zwei gefährlichsten Begleiterinnen weiblicher Würde und Schönheit, die Eitelkeit und Coquetterie wählt man ihnen von der frühesten Kindheit an zu Gespielinnen, beide so verderblich, wenn sie die enge Grenze überschreiten, wo die, allen weiblichen Wesen angeborne und erlaubte Gefallsucht in Frivolität übergeht.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. frz.: „um jeden Preis“
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unbekannt: Die Frau. Carl Winiker, Brünn 1859, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Frau_anonym_1859.djvu/29&oldid=- (Version vom 21.11.2023)