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unbekannt: Die Frau

schmälern, ja ganz verlieren, sobald sie sich damit prahlen würde. Dumas sagte einmal von Jemanden, der seine Zwecke nicht erreichte, »C’est qu’il n’est pas assez grand pour se faire petit.«

Die Frau, die nur im rechten Augenblicke zu scheinen und erscheinen, nicht aber im rechten Moment zu verschwinden versteht, deren Macht und Einfluß wird in Nichts dauern. Die Frau, die nur intriguant ist, macht sich verhaßt, kann beherrschen, aber wird nicht anziehen, nicht fesseln.

Jene aber wird nicht nur Leidenschaften erregen, sondern wenn sie verraucht sind, die Neigung mit unzähligen Fäden an sich gefesselt, sich unentbehrlich, unersetzlich gemacht haben. Sie wird den würdigen Gegenstand ihrer Liebe mit verschwenderischer Großmuth die Reichthümer ihres Herzens verschenken – verschenken, was der Mann nur leiht, um es jede Minute wieder zurückfordern zu können.

Mißbraucht, verkannt, getäuscht wird sie am gebrochenen Herzen sterben, oder wenn die physische Natur dem moralischen Schmerz trotzt, ohne Klage mit stetem Selbstbewußtsein den Schein des Glückes um die Stirne flechten, Liebe und

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unbekannt: Die Frau. Carl Winiker, Brünn 1859, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Frau_anonym_1859.djvu/27&oldid=- (Version vom 21.11.2023)