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unbekannt: Die Frau

Man suche die Flachheit und Frivolität der heutigen Tage nicht in dem Luxus und der Verschwendung Einzelner, die wieder Einzelne nachäffen, um sich eine sogenannte Stellung in der Welt zu geben, oder den sinnlosen Richtungen ihrer Sinne zu folgen. Zu allen Zeiten, überall und immer hat es Leute gegeben, die ihr Vermögen ruinirt, Schulden gemacht haben, Generationen, die in sorgloser Verschwendung und entwürdigender Immoralität untersanken. – Will man sich jedoch die Mühe geben, jene Zeiten, und nehme man selbst diese, wo ein Richelieu und Mazarin Verbrechen und Ausschweifungen aller Art zur allgemeinen Seelen- und Sitten-Verderbniß in ihr Jahrhundert streuten, mit den Unsrigen zu vergleichen, so wird man damals noch einen gewissen Schwung und Geschmack, Sinn für Schönes und Chevalereskes finden, was heut zu Tage überall und Allem fehlt, abgesehen davon, daß sich die Leute in ihrer Verderbtheit ganz fürchterlich langweilen, während sie sich in jenen Zeiten doch reizend unterhielten.

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unbekannt: Die Frau. Carl Winiker, Brünn 1859, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Frau_anonym_1859.djvu/2&oldid=- (Version vom 21.11.2023)