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sich satt und warf dann das Geschirr zum Fenster hinaus, kümmerte sich auch sehr wenig darum, wo es hinfiel.

So lebte er fort bei drei Jahre, da war die Langeweile so groß geworden, daß er gar nicht mehr wußte, was er nur thun sollte. Er fing an sich Gedanken darüber zu machen, was für ein großer Haufen von zerbrochnem Geschirr wohl jetzt unter seinem Fenster liegen müsse. Zuletzt konnte er sich nicht mehr enthalten, und als er wieder einen Pack Teller hinunter geworfen hatte, legte er sich hinaus und schaute hinab. Da sah er freilich keinen Geschirrhaufen, wohl aber einen ganzen Hof voll großer Thiere, eines immer seltsamer und erschrecklicher anzusehn als das andere, welche die Teller und Schüsseln mit den Mäulern auffingen und fortschleppten. Er machte schnell das Fenster zu, doch da klopfte es schon an der Thür und ob er gleich nicht „herein“ sagte, so kam die Schlange doch und war sehr bös und sagte, jetzt hätte er die Wahl, ob er gleich auf der Stelle sterben oder die sieben Jahre noch einmal von Born anfangen wolle. In seiner Angst versprach er's gern und war nur froh, daß er das Leben behalten sollte. Da er jetzt wußte, wo das Geschirr hinkam, kam er in keine Versuchung mehr, zum Fenster hinaus zu sehn, und so hielt er denn die sieben Jahre richtig aus.

Als die Zeit um war, klopfte es wieder. Dießmal rief er herzhaft: „Herein!“ die Thür ging auf und herein kam ein König mit einer goldnen Krone und hinter ihm sein ganzer Hofstaat. Das waren alle die häßlichen Thiere, die seine Teller fortgetragen hatten und jetzt erlöst waren. Sie bedankten sich

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 392. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_392.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)