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Gemahl werden willst, dann entfliehe ich mit dir, denn ich habe meinen Vater gar nicht lieb und dich mehr als die ganze Welt.“ Da glaubte der Prinz, der ganze Himmel ginge vor ihm auf, so groß war sein Glück. Er warf sich vor ihr auf die Kniee und sprach: „Diesen Wunsch trage ich ja schon so lange heimlich in meinem Herzen und habe Nacht und Tag Kummer und schweres Leid gehabt, weil ich dachte, das könne nie geschehen. Ich verspreche dir nie eine andere Frau zu lieben und dir treu zu sein in Noth und Tod.“ Jetzt wurde ihnen jede Minute in dem Schloß zu einer Ewigkeit und schon in der folgenden Nacht entflohen Beide. Sie verwandelte sich in eine Rabe, ihn in einen Tauber und so flogen sie durch das Kellerloch und über den Wald hinweg; das war eine Freude.

Als der Morgen schon anfing über die Berge zu klettern da schaute die Rabe sich um und rief: „Ach da kommt meine Schwester und eilt uns nach!“ Sie ließen sich rasch nieder und die Jungfrau verwandelte ihn in einen Rosenstock und sich selber in die Rose darauf. Da kam ein großer, großer Sperber geflogen, das war die älteste Schwester, welche Grünus Kravalle ihnen nachgeschickt hatte um sie einzufangen und zurückzubringen; der schaute sich um, setzte sich auf den Rosenstock und roch an die Rose. Dann erhob er sich und flog wieder zurück zum Schloß. Da stand der Jäger schon und fragte: „Nun hast du sie gefunden?“ „Nein“ antwortete sie, „ich fand nur einen Rosenstock mit einer Rose daran.“ „Hatte die Rose ihren natürlichen Geruch?“ fragte er weiter und sie sprach: „Nein sie roch nicht.“ „Ei, Dummes,

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_292.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)