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sind hier gewesen und keiner konnte mir einen Rath geben, außer einem, der hat aber sofort weiter reisen müssen, weil er so gar viel zu thun hat. Aber was der mir gesagt hat, kann ich nicht thun, ja nicht einmal sagen, ach es ist allzu erschrecklich.“ „Sage es nur,“ sprach Hans, „mir ist nichts zu theuer, wenn ich meine herzliebe Frau vom Tode retten kann.“ „Wenn ich es denn sagen muß,“ sprach sie und seufzte heuchlerisch dazu, „nun gut, dann will ich es sagen. Das einzige Mittel mich zu retten, ist daß du unseres lieben Söhnchens Zunge in Milch kochen lässest.“ Da war Hans noch viel unglücklicher. Er ging hinaus, da sprang ihm der Knabe mit dem Füllchen entgegen und Hans dachte bei sich: „Das Füllen ist mit dem Kinde zu ein und derselben Stunde geboren, wir wollen dem Thier die Zunge ausschneiden lassen.“ Während nun ein Feldscheerer geholt wurde, sprach das Füllen zu dem Knaben: „Mein lieber Sohn, ach mein lieber Sohn, gleich kommen sie und wollen mir die Zunge ausschneiden. Bitte aber deinen Vater, er möge dich vorher dreimal herumreiten lassen und halte dich fest im Sattel.“ Gleich darauf kam der Feldscheerer mit Messern und Scheeren und Hans sprach: „Hole dein Füllen, lieber Sohn, wir müssen ihm die Zunge ausschneiden und sie deiner Mutter als Arznei geben, sonst stirbt sie.“ Der Knabe sagte: „Lieber Vater, laß mich vorher noch dreimal herumreiten, ehe mein armes Füllchen stirbt.“ Hans war damit zufrieden, der Knabe schwang sich auf das Füllen und ritt herum. Beim dritten Mal aber erhob es sich plötzlich von der Erde und stob durch die Luft fort, immer höher und immer weiter, bis es

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_279.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)