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eines Tages ein altes Schloß vor sich liegen sah. Ein ungeheurer Riese hielt daran Wache, der trug eine der schwersten Kanonen, die es gibt auf der Schulter. Als er den Jüngling sah, schrie er: „Ei du Erdwurm, wo willst du denn hin?“ „Ich suche mein Glück.“ „Dann bringe mir auch meines mit, hörst du?“ „Wenn du mir sagen willst, was das ist, will ich es wohl thun,“ sprach der Jüngling. „Ich stehe hier schon tausend Jahre Schildwache,“ sagte der Riese, „und weiß nicht wie ich abgelöst werden kann.“ „Gut ich will sehen,“ sprach der Jüngling und zog weiter und immer weiter, bis er an einen großen Fluß kam. Da saß eine steinalte Frau in einem Nachen, die frug ihn, ob er nicht überfahren wolle? „Jawohl, das möchte ich gern.“ „Wo gehst du denn hin?“ frug die Frau weiter und er antwortete: „Ich suche mein Glück.“ „Dann bringe mir doch auch meines mit.“ „Was ist denn das?“ „Ich fahre schon an tausend Jahre die Leute über und Niemand kommt, um mich abzulösen,“ antwortete die Frau. Der Jüngling versprach es ihr bereitwillig, sprang am andern Ufer ans Land und marschirte rüstig weiter, bis er an einen großen Wald kam.

Da irrte er den ganzen Tag umher; gegen Abend traf er auf ein Waldhaus, da klopfte er an. Eine schöne junge Frau öffnete ihm die Thüre, aber sie erschrak offenbar, als sie ihn erblickte. „Könnte ich die Nacht wohl hier bleiben?“ frug der Jüngling. „Ach, ihr seit zu eurem Unglück hierher gekommen,“ sprach sie „und hier dürft ihr nicht bleiben, denn ihr seit eures Lebens nicht sicher.“ Hier wohnt ein Menschenfresser, der verschont

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_187.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)