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geworden war, sich allzugut mit seiner Tochter stand, so daß er fürchtete, die Beiden möchten sich heirathen wollen. Darum beschloß er, ihn wegzuschicken, daß er die Welt sähe, denn er dachte, dann würden sie leicht einander vergessen. Darüber freute sich der Jüngling sehr, aber bevor er abreiste, ging er heimlich zu Emma (so hieß des Kaufmanns Tochter) und sprach: „Du bist mein und ich bin dein und wir lassen nicht von einander.“ Da gelobte sie ihm treu zu bleiben, schenkte ihm einen schönen Ring und sie nahmen unter vielen Thränen Abschied von einander.

Der Jüngling zog weg und kam an die See; da nahm er ein Schiff und fuhr über in ein großes Königreich, welches auf einer Insel lag. Als er in die Hauptstadt kam, wurde er vor den König geführt, welcher ihn frug, wohin er gehe und was er suche? – „Ich suche mein Glück, weiß aber noch nicht, wo ich es finden soll,“ sprach der Jüngling. „Wenn du es findest, dann bringe mir auch das meine mit,“ sprach der König. „Was ist das denn?“ frug der Jüngling und der König antwortete: „Mein Glück ist ein Baum, welcher goldene Früchte trug, aber jetzt keine mehr trägt. Wenn du mir schaffst, daß er wieder fruchtbar wird, schenke ich dir eine Last Goldes aus meiner Schatzkammer.“ Der Jüngling versprach, er wolle sich alle Mühe darum geben und bestieg wieder sein Schiff, denn er merkte wohl, daß sein Glück nicht auf der Insel war.

Nachdem er sechs Tage und sechs Nächte gefahren war, kam er an ein anderes Land, stieg aus und wanderte auf die Hauptstadt zu. Als er am Thore seinen Paß zeigte, führte ihn die

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_185.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)