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lange nach einem Eingang zu dem Hügel; endlich fand er eine dicke hölzerne Thür mit einem runden Glasfensterchen drin. Als er hindurch schaute sah er drei düstre, wilde Kerle, die saßen um einen Tisch und da dachte er: Halt, das könnten Räuber sein; bleib du vor der Hand hübsch hier, es könnte an dein Leben gehn.

Indem hörte er, wie der Erste von den Kerlen sprach: „Ich habe einen Sinn, aber ich sag ihn nicht.“ Da sagte der Zweite: „Ich habe auch einen Sinn, wenn du den deinen aber nicht sagst, sag ich den meinen auch nicht.“ Der Dritte sprach: „Wenn ihr euren Sinn nicht sagt, schweige ich auch, aber ich meine, wir solltens uns sagen, denn wir sind ja allein. Wir wollen drum loosen, wer seinen Sinn zuerst sagen soll.“ Damit waren die andern zufrieden und das Loos traf den Ersten. Er sprach: „Ich hab einen Sinn, ich will nicht mehr stehlen und rauben und morden.“ „Ich auch nicht, ich auch nicht!“ sprachen die beiden andern. „Aber warum willst du nicht mehr stehlen und rauben und morden?“ „Da liegt der Haken,“ sagte der Erste; „ich habe eine Geldbörse gestohlen, die wird nie leer, wie viel man auch herausnehmen mag. Da liegt sie und nun nehmt euch so viel ihr wollt.“ Mit den Worten warf er die Börse auf den Tisch, daß die blanken Thaler zu Dutzenden herausrollten. „Das ist ein großer Schatz,“ sprach der Zweite, „aber ich habe dein Geld nicht nöthig. Ich habe einen Mantel, wenn ich den umhänge und wünsche mich wohin, dann bin ich augenblicklich dort und wärs am Ende der Welt. Da ist er;“ sprachs und legte den Mantel zu der Börse. „Das ist Dreck gegen das was ich habe,“ sagte der Dritte. „Ich

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_117.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)