kleinen Herzen Eingang gefunden habe. Aber auch den Menschen gegenüber war sie sparsam mit ihrer Gunst. Sieben schöne Brüder vom Trapez, mit Leibern wie gemeißelt, und ein Athlet mit einem wehmütigen Blick wie eine hungrige junge Dogge, ein Reiter auf dem Ungesattelten und ein Jongleur,die fühlten alle, daß Lucie sie nie erhören würde. Eher würde sie des Jogo, ihres Pflegevaters, Weib. Vielleicht konnte Lucie gar nicht lieben, vielleicht konnte sie nur gehorchen. Er hatte doch das Recht, sie zu zwingen, sein Weib zu werden. Oder würde sie lieber sterben, ehe ihm gehören? Wenn er mit seiner langen schmalen Affenhand ihren Arm faßte, wie sie da immer erschauerte vor Ekel und Angst, und wenn er seinen Mund ihrem kleinen Ohr näher brachte, wie eine geheime Qual da in ihrem Gesicht stand.
Victor Hadwiger: Des tragischen Affen Jogo Liebe und Hochzeit. Axel Juncker, Berlin 1920, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Des_tragischen_Affen_Jogo_Liebe_und_Hochzeit.djvu/19&oldid=- (Version vom 31.7.2018)