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Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.

zu trösten und ihr Hoffnung zu machen, daß doch noch alles sich zum Guten wenden könne, stand sie auf, um zu gehen. Noch einmal umarmten wir uns, und dabei ließ sie das Giftfläschchen in meine Tasche gleiten. Ihre letzten Worte waren: „Don't let me wait.“

Als ich wieder in meiner Zelle allein war und die erste Erschütterung überwunden hatte, wurde mir die Gewißheit immer stärker: Sie geht in den Tod! Ich ließ nach Dr. Dietz telephonieren. Er war nicht gleich zu erreichen, es dauerte längere Zeit, bis er kam. Ich sagte ihm: „Herr Doktor, suchen Sie meine Frau auf und tun Sie, was Sie können, um sie von dem Selbstmordgedanken abzubringen.“ Er meinte, die Gefahr sei nicht so groß, Frauen sprächen oft davon, sich das Leben zu nehmen, aber gerade diejenigen, die davon sprächen, täten es nicht. Doch wolle er sich unverzüglich mit ihr in Verbindung setzen und ihr noch einmal abraten.

Aber als er die Villa in Baden-Baden anrief, erhielt er den Bescheid, meine Frau sei eben abgereist.

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In unsagbarer Spannung verbrachte ich die nächsten Tage. Da kam eines Morgens der Hausinspektor zu mir in die Zelle und forderte mich auf, ihn zu begleiten nach dem Dienstzimmer des Gefängnisvorstands. Beim ersten Blick auf sein Gesicht ahnte ich sogleich, was geschehen sei, aber auf meine angstvollen Fragen gab er immer nur zur Antwort, er wisse nichts.

Hinter dem Tisch, neben dem Gefängnisvorstand, erblickte ich den Staatsanwalt. Ich nahm alle Kraft zusammen, um dem furchtbaren Schlag nicht zu erliegen.

Der Staatsanwalt hub an zu sprechen: „Angeklagter, das ist der Fluch der bösen Tat, daß sie fortzeugend Böses muß gebären. Ihre Tat hat ein zweites Opfer gefordert. Gestern hat Ihre bedauernswerte Frau in den Wellen des Pfäffikoner Sees den Tod gesucht und gefunden.“

Ich sank auf einen Stuhl, kämpfte mit aller Macht, den beiden

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Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.. Ullstein, Berlin 1925, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Todesurteil_(Hau).djvu/96&oldid=- (Version vom 31.7.2018)