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Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.

8. Der Tod meiner Frau

Das Gutachten des Geheimrats fiel so aus, wie ich erwartet hatte. Der Paragraph 51 kam nicht in Frage. Ganz normal sei ich zwar nicht – wer ist denn das –, aber Psychopath auch nicht.

Dr. Dietz teilte dies Ergebnis meiner Frau mit und forderte sie nochmals auf, zu einer Aussprache nach Karlsruhe zu kommen. Sie kam. Zunächst erbat sie seinen Rat zur Regelung gewisser Erbschaftsverhältnisse, und dann wollte sie wissen, ob sie selber eigenhändig ein rechtsgültiges Testament machen könne. Sie sei fest entschlossen, den Tag der Verhandlung nicht zu erleben. Von diesem Entschluß ließ sie sich auch nicht abbringen durch den Hinweis darauf, daß man im voraus nie wissen könne, wie so eine Verhandlung ausgehe, und daß ein günstiger Ausgang, wenn auch nicht wahrscheinlich, so doch immerhin möglich sei. Sie erwiderte: „Herr Doktor, ich sehe Ihnen an, daß Sie an einen günstigen Ausgang selber nicht glauben. Sie sind, ebenso wie ich, überzeugt, daß mein Mann zum Tode verurteilt wird. Jedenfalls will ich mich nicht der Gefahr aussetzen, in öffentlicher Gerichtssitzung intime Familienangelegenheiten ans Licht zerren zu müssen.“

Dr. Dietz war überrascht. „Was für intime Familienangelegenheiten? Davon weiß ich ja gar nichts.“

„Hat Ihnen mein Mann nichts davon gesagt – von seinen Beziehungen zu meiner Schwester Olga?“

„Kein Wort hat er mir davon gesagt. Es ist doch überhaupt

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Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.. Ullstein, Berlin 1925, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Todesurteil_(Hau).djvu/85&oldid=- (Version vom 31.7.2018)