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Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.

mir das sehr angenehm wäre, da es mir Gelegenheit gäbe, an den Herrn Botschafter die Frage zu stellen, ob es überhaupt Sitte und möglich sei, Geschäfte mit der türkischen Regierung anders zu machen als mit Hilfe von Bakschisch; ob z. B. Krupp und die Deutsche Bank ihre Geschäfte anders machten. Sonderbar war der Schlußsatz der Aussage des Botschafters. Es sei zwar in Konstantinopel über mich nichts Nachteiliges bekannt geworden, und mein Auftreten sei das eines Gentleman gewesen, was ja aber nicht ausschließe, daß ich das mir zur Last gelegte Verbrechen hernach doch begangen habe. – Herr von Marschall ist badischer Staatsanwalt gewesen, ehe er Diplomat wurde.

Unter den bei mir beschlagnahmten Sachen hatte man auch eine Anzahl Hotelrechnungen aus der Konstantinopler Zeit gefunden. Eines Tages sagte man mir, es sei doch eine maßlose Verschwendung gewesen, daß ich jeden Tag Hunderte von Franken verausgabt hätte. Ich bestritt das. Man wies mir die Rechnungen vor, in denen allerdings solche Ziffern standen. Aber es waren nicht Franken, sondern Piaster. Einerlei, fünfzig bis siebzig Mark pro Tag sei ein wahnsinniger Luxus. Ich bestritt auch das. Wer im Orient große Geschäfte einleiten wolle, müsse viel Geld ausgeben, da der Orientale solchen Äußerlichkeiten eine entscheidende Bedeutung beimesse. Aber man wußte es besser. Ich war und blieb ein Abenteurer und Verschwender.


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Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.. Ullstein, Berlin 1925, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Todesurteil_(Hau).djvu/65&oldid=- (Version vom 31.7.2018)