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Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.

„So, so, wer weiß, was dabei zutage kommen mag. Aber Indizien eines Mordversuchs werden nicht zutage kommen, darauf können Sie sich verlassen. Und weshalb glauben Sie, daß der Mord dann doch nicht erfolgte?“

„Wie kann ich das wissen? Vielleicht wurden Sie anderen Sinnes, oder vielleicht fand sich keine Gelegenheit.“

„Mir scheint, an Gelegenheit hätte es sicher nicht gefehlt. Ich hätte ja nur für ein paar tausend Franken einen Apachen zu mieten brauchen, der die Sache besorgt hätte. Ganz so blödsinnig dumm, wie der von Ihnen angenommene Plan, wäre das nicht einmal gewesen. Aber freilich immer noch dumm genug. Denn das Telegramm hätte doch natürlich den Verdacht auf mich gelenkt. Nein, diese Pariser Mordgeschichte ist so wenig glaubwürdig wie die andere.“

Am Schluß der Sitzung sollte das Protokoll angefertigt und von mir unterschrieben werden. Ich verweigerte die Unterschrift. Der Herr Untersuchungsrichter ergrimmte. Ließ sich zu Invektiven hinreißen, die natürlich nur die Wirkung hatten, mich in meinem Vorsatz zu bestärken. Darauf diktierte er dem Gerichtsschreiber eine Anzahl von Sätzen, die alle nach dem gleichen Grundriß gebaut waren, etwa so: Auf die Frage, weshalb er am 6. November in einer Vermummung von Frankfurt nach Baden-Baden gefahren sei, verweigerte der Angeschuldigte die Antwort – oder: Befragt, weshalb er sich am Nachmittag des 6. November stundenlang in der Umgebung der Villa Molitor herumgetrieben habe, verweigerte der Angeschuldigte die Antwort. Dieses magere Protokoll unterschrieb der Untersuchungsrichter dann selber.

Tags darauf aber ließ er mich wieder holen und versuchte sein Glück von neuem. Einige Protokolle, die mit der Tat selber nichts zu tun hatten, sondern sich auf mein Vorleben bezogen, unterschrieb ich. Der Untersuchungsrichter hatte schon im Rheinland eine Menge von Verwandten, Freunden und Bekannten über

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Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.. Ullstein, Berlin 1925, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Todesurteil_(Hau).djvu/63&oldid=- (Version vom 31.7.2018)