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Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.

Fluchtversuches rücksichtslos von der Schießwaffe Gebrauch machen werden.“

Ah, jetzt pfiff der Wind aus einem anderen Loch. Schneidig. Dabei machte der kleine Mann trotz allem den Eindruck, im Grunde eine gutmütige Seele zu sein. Der stechende Blick, den er markieren wollte, gelang ihm nur unvollkommen.

Ich verbeugte mich. Die beiden Hünen nahmen mich in die Mitte, der Herr Leutnant folgte. Leutnant a.D. war er nämlich, hatte auch nichts einzuwenden, wenn seine Untergebenen ihn so anredeten.

Ein Abteil zweiter Klasse war für uns reserviert, aber da der Zug überfüllt war, stieg im letzten Augenblick noch ein Reisender ein, offenbar ein junger Hamburger Kaufmann. Mit diesem geriet der Herr Leutnant bald ins Gespräch. Hauptthema war die weltberühmte Hamburger Küche. Der Herr Leutnant sprach seine höchste Anerkennung aus, der andere nahm sie entgegen wie einen ihm persönlich gespendeten Tribut. Ja, die Hamburger Küche, so etwas gebe es in der ganzen Welt nicht mehr; S. M. habe erst neulich geäußert, wenn er nach Hamburg komme, freue er sich wie ein Schneekönig, einmal ganz prima essen zu können. „Apropos, Sie haben doch bei Pfordte diniert?“ Nein, der Herr Leutnant hatte nicht bei Pfordte diniert. „Um Gottes willen,“ entsetzte sich der Hamburger, „da haben Sie ja das Wichtigste versäumt. Das ist, wie wenn Sie in Rom gewesen wären, ohne den Papst zu sehen. Wie kann man in Hamburg sein, ohne bei Pfordte zu essen!“ In hilflosem Staunen ließ er seine Augen von einem zum anderen gehen und zuletzt auf mir ruhen, ich befürchtete schon, daß er auch an mich die Schicksalsfrage richten würde, ob ich bei Pfordte diniert hätte, worauf ich hätte sagen müssen, nein, ich habe im Gefängnis diniert, aber es war fast so gut wie bei Pfordte.

Von Hannover ab blieben wir bis Frankfurt allein. Der Herr Leutnant würdigte mich nur ein einziges Mal einer Ansprache. „Ist es wahr,“ fragte er, „daß der Doktor Dietz Sie in London besucht

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Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.. Ullstein, Berlin 1925, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Todesurteil_(Hau).djvu/50&oldid=- (Version vom 31.7.2018)